Weihnachten bei unseren Nachbarn – Traditionelle Bräuche und Weihnachtsmenüs

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Steht Weihnachten auch für dich für lieb gewonnene Traditionen und besondere Leckereien? Freust du dich schon auf den Lichterglanz und das gute Essen? Für viele von uns ist es eine ganz besondere Zeit – und das nicht nur hier bei uns in Deutschland. 

Auch unsere europäischen Nachbarn haben besinnliche oder witzige Traditionen, die zum Zauber der Weihnachtszeit dazugehören. Im folgenden Artikel erfährst du unter anderem, wo 13 Desserts Glück bringen, wo die Liebsten mit Reimen veräppelt werden und in welchem Land die Zukunft in den Apfelkernen steht.

Weihnachten in Frankreich

Heiligabend ist in Frankreich ein normaler Arbeitstag. Das Weihnachtsfest beginnt erst mit der Mitternachtsmesse, die trotz ihres Namens am frühen Abend stattfindet. Danach treffen sich die Familien zu La Révellion, dem französischen Weihnachtsessen. Traditionell kommen dabei ein mit Kastanien gefüllter Truthahn oder ein mit Pflaumen gefüllter Kapaun auf den Esstisch. Dazu genießen die Franzosen Champagner, Austern, Foie Gras und eine Käseplatte. 

Ein ganz besonderer Weihnachtsbaum

Bei den meisten Franzosen gibt es an Heiligabend auch den sogenannte Bûche de Noël. Das ist ein Baumkuchen, der an einen alten Brauch erinnert: Früher verbrannten Bauern am Weihnachtsabend einen Baumstamm und verstreuten die Asche auf ihren Feldern. Das sollte für Glück und eine reiche Ernte im kommenden Jahr sorgen.

Die Kinder fiebern an Heiligabend schon dem nächsten Morgen entgegen. Denn in Frankreich bringt der Père Noël die Weihnachtsgeschenke erst am 25. Dezember. Dazu stellen die Kinder ihre Schuhe an den Kamin oder unter den Weihnachtsbaum. Denn diese ursprünglich deutsche Tradition hat sich in Frankreich vom Elsass aus über fast das ganze Land ausgebreitet. Doch viele Franzosen schmücken das Haus auch mit Stechpalmenzweigen, die Glück bringen sollen. 

Ein opulentes Festmahl

Regional gibt es natürlich auch in Frankreich Unterschiede: Die Provence besticht zum Beispiel mit aufwendigen Krippenspielen und einem besonders opulenten Weihnachtsmenü. Es besteht traditionell aus sieben Hauptspeisen und 13 Nachspeisen – und es soll Glück bringen, von allen Nachspeisen zu kosten.

Weihnachten in Italien

Die Feierlichkeiten in Italien dauern einen ganzen Monat: Am 6. Dezember kommt auch in Italien der Nikolaus, der dort Santa Nicola heißt und die Kinder beschenkt. Überall im Land lassen sich ab diesem Zeitpunkt kunstvolle Krippen – die Bresepe – bestaunen. Sie begeistern vor allem in Neapel durch ihre Größe und ihren Figurenreichtum, der auch oft Personen aus dem Alltag einschließt. Diese Kunstwerke können ein ganzes Zimmer einnehmen.

Am 13.12. feiern die Italiener das Fest der Santa Lucia, der Botin des Lichts. Die Heilige Lucia lebte im 3. Jh. nach Christus und vermachte ihr ganzes Vermögen den Armen. Ihr zu Ehren verschenken die Italiener Torrone dei Poverei – eine Süßspeise aus Zucker und Kichererbsenmehl – an Bedürftige. 

Am 24.12. beginnt das Fest traditionell mit Kanonenschüssen vom Castello St. Angelo in Rom. Zum Heiligabend gehört auch die Mitternachtsmesse. In Rom wird sie vom Papst gelesen. Am heiligen Abend essen die Italiener zwar reichhaltig – sie verzichten aber auf Fleisch. Stattdessen kommen Fischgerichte wie Spaghetti delle Vongole mit Muscheln oder Fisch wie Aal oder Kabeljau auf den Festtagstisch.

Geschenke und eine Tombola

Am 25.12. bringt vormittags der Babbo Natale die Geschenke. An diesem Tag treffen sich die Familen mittags zu einem Weihnachtsessen. Diesmal schlemmen die Italiener auch Fleischgerichte: Das Menü besteht aus mehreren Gängen und kann je nach Region zum Beispiel aus Minestrone, Lasagne, Canelloni, Kapaun oder Kalb bestehen. Das Essen dauert mehrere Stunden. 

Danach vergnügen sich die Familien mit Weihnachtsspielen. In Süditalien ist die Tombola beliebt: Sie ähnelt Bingo – doch es gehört auch das Erzählen von Geschichten und Anekdoten dazu. Die Tradition gibt es schon lange: 1734 einigten sich König Karl von Bourbon und Pater Gregorio Maria Rocco ein Neapel darauf, die Tombola als legale Alternative zur verbotenen Lotterie zu erlauben. Hefegebäcke wie Panettone oder Pandoro sind in vielen Regionen Italiens ein beliebtes Gastgeschenk. Die Gebäcke stapeln sich deshalb bei vielen und halten bis Ostern.

Die Hexe Befana

Am Abend des 5. Januar hängen die Kinder schließlich Socken an den Kamin und freuen sich am 6. Januar auf leckerer Süßigkeiten, die ihnen die Hexe Befana in der Nacht hineinsteckt. Es sei denn, sie waren nicht brav, dann finden sie nur ein Stückchen Kohle. 

Die in Lumpen gekleidete Hexe geht auf heidnische Bräuche zurück, wurde aber ganz pragmatisch in die christlichen Traditionen übernommen. Sie kommt heute einfach bloß zu spät zu Jesus Geburt. Noch vor etwa 40 Jahren gab es übrigens auch die Weihnachtsgeschenke erst am 6. Januar. Heute können sich italienische Kinder schon am 25.12 freuen.

Weihnachten in Spanien

In Spanien gehören Weihnachten und die große Weihnachtslotterie untrennbar zusammen: Das landesweite Spektakel gibt es seit 1812: Sobald der Startschuss gefallen ist, stürmen die Spanier die Geschäfte und besorgen sich Lose für die Ziehung, die live im Fernsehen übertragen wird.

Doch neben diesem Ereignis ist Weihnachten auch in Spanien ein Familienfest: Der 24. Dezember heißt Noche Buena. Er beginnt traditionell mit der Mitternachtsmesse, der Misa del Gallo. Die Messe des Hahns, wie sie übersetzt heißt, geht darauf zurück, das ein Hahn als erster die Geburt Jesu verkündet haben soll.  

Das Weihnachtsessen am heiligen Abend unterscheidet sich in Spanien je nach Region: Es kommen Truthahn, Meeresfrüchte, gebratenes Ferkel, Schinken oder Käse auf die Festtagstafel. Besonders beliebt ist Turron, eine Süßigkeit aus Eiern, Mandeln, Honig und Zucker. Nach dem Essen greifen viele Spanier oft reihum in die sogenannte Urne des Schicksals. Dabei zieht jeder entweder ein Geschenk oder eine Niete. Es wird natürlich solange gespielt, bis alle beschenkt wurden. 

Streiche und Futter für Kamele

Wenn es um größere Geschenke geht, brauchen spanische Kinder Geduld: Erst am 6. Januar findet die Bescherung statt. Als kleine Entschädigung dürfen sie am 28.12. den Día de los Inocentes begehen und den Erwachsenen ungeniert Streiche spielen – ähnlich wie bei uns am 1. April.  Am 5. Januar legen sie schließlich etwas Stroh vor die Tür und stellen ein Schälchen Wasser daneben. Das ist für die Kamele der heiligen drei Könige gedacht. Denn am 6. Januar feiern die Spanier deren Ankunft mit Umzügen und Feierlichkeiten. 

Kinder erhalten Geschenke und die Familien kommen noch einmal zu einem großen Festessen zusammen. Dabei gibt es auch den sogenannten Rosco de Reyes, den Königskuchen. Wer in seinem Stück eine kleine Figur findet, ist der König oder die Königin des Tages.

Weihnachten in Tschechien

Tschechische Märchenfilme gehören für viele von uns zu einem schönen Weihnachtsfest einfach dazu. Und die Tschechen feiern Weihnachten ähnlich wie wir. Besonders berühmt sind die böhmischen Krippen, die detailreich die Weinachtsgeschichte darstellen und mit besonderer Kunstfertigkeit begeistern. 

Das traditionelle böhmische Festessen findet am Heiligabend statt. Meist servieren die Tschechen dabei eine Fisch-oder Kartoffelsuppe als Vorspeise. Danach gibt es den traditionellen panierten Karpfen mit Kartoffelsalat. Überall im Land kann man deshalb vor dem Weihnachtsfest lebende Karpfen kaufen – die meist aus den böhmischen Karpfenteichen im Süden des Landes stammen. In vielen Familien landet der Fisch auch gar nicht mehr auf dem Teller, sondern wird feierlich freigelassen.

Fischschuppen und Apfelkerne 

Am 25. und 26. Dezember ist in Tschechien ebenfalls Feiertag. Ähnlich wie bei uns stehen Familienbesuche und ein Essen mit Entenbraten und Knödeln auf dem Programm. Fischschuppen unter den Tellern sollen dabei Glück und Geld im nächsten Jahr bringen. Und auch Weissagungen erfreuen sich bei den Tschechen an Weihnachten großer Beliebtheit. Bleigießen soll dabei ebenso die Zukunft voraussagen, wie die Form des Gehäuses eines quer aufgeschnittenen Apfels. Zeigt es einen Stern verheißt das Glück. 

Weihnachten in Schweden

Die Schweden feiern wie die Italiener zunächst am 13.12. das Luciafest. In Schweden ist es jedoch kein kirchliches Ereignis, sondern erinnert an Wintersonnenwendfeste früherer Zeiten.

Am 23. Dezember gibt es schließlich in Schweden den sogenannten kleinen Weihnachtstag. Am Lillejulaton ist Zeit, um den traditionellen Weihnachtsschinken zu kochen – und alle schreiben sogenannte Julklapp-Reime, mit denen sie andere liebevoll aufs Korn nehmen.

An Weihnachten kommen die Familien zusammen und es gibt ein richtiges Festmahl: Dabei stehen unter anderem marinierter Hering, Wurst, Rippchen, Rotkohl und Sülze auf dem Tisch. Aber auch ein Gratin namens Janssons Versuchung (Janssons frestelse), das aus Kartoffeln und Hering besteht, Trockenfisch, Reispudding, Käse und Brot. 

Glögg und Julsinka

Das Weihnachtsessen heißt in Schweden Julbord. Und auch Restaurants bieten es an den Feiertagen an. Traditionell gehört natürlich auch der Weihnachtsschinken Julskinka dazu. Zum Essen trinken die Schweden gerne Most, Bier oder Schnaps. Und was bei uns der Glühwein ist, ist in Schweden der Glögg. Dabei handelt es sich um ein alkoholfreies Heißgetränk, das mit Beeren und Mandeln verfeinert ist. Am 25. Dezember gehen viele Schweden zusammen in die traditionelle Frühmesse und beschließen damit die Weihnachtsfeierlichkeiten.

30/08/2019 Luisa
Luisa